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Politik & Wissenschaft

EKOCAN Tag 1: Justiz atmet auf – Jugendkonsum bleibt stabil

Karikatur von Ex-Gesundheitsminister Lauterbach, der die positiven Ergebnisse des EKOCAN-Berichts präsentiert.

Der Tag der Wahrheit ist da: Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat den ersten Zwischenbericht der EKOCAN‑Evaluation veröffentlicht und liefert damit die erste offizielle Datengrundlage zu den Auswirkungen des Konsumcannabisgesetzes (KCanG). Die Kernaussagen haben es in sich: Die Justiz wurde offenbar massiv entlastet, während der befürchtete Anstieg des Jugendkonsums bisher ausblieb. Doch die politische Interpretation der Zahlen geht sofort in eine erbitterte neue Runde. (UKE – Veröffentlichungen EKOCAN)

Das Wichtigste in Kürze

  • Erste Daten da: Der erste EKOCAN‑Zwischenbericht zur Evaluation des KCanG liegt vor. (idw‑Pressemitteilung HHU/UKE)
  • Justiz entlastet: Die Zahl der cannabisbezogenen Delikte ist laut Zwischenbericht im Hellfeld um 60–80 % gesunken; die PKS verzeichnet 2024 über 100.000 weniger Fälle als 2023. (LTO‑Bericht; idw)
  • Jugendkonsum stabil: Die bisher vorliegenden Daten zeigen keinen sprunghaften Anstieg; der sinkende Trend bei Jugendlichen setzt sich fort. (idw; krautinvest)
  • Polit‑Streit vorprogrammiert: Befürworter werten die Daten als Bestätigung, der neue Drogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) mahnt zu Vorsicht und weiterer Beobachtung. (Bundesdrogenbeauftragter)

Ein Gesetz, zwei Lesarten

Die präsentierten Zahlen zeichnen auf den ersten Blick ein positives Bild und scheinen zentrale Ziele zu bestätigen. Im Zentrum steht die drastische Reduzierung der Kriminalisierung. Laut EKOCAN wertet die Forschung die Teillegalisierung als die „quantitativ bedeutsamste Entkriminalisierung in der Geschichte der Bundesrepublik“; 2024 registrierte die Polizei über 100.000 weniger Cannabis‑Delikte als im Vorjahr. (idw)

Besonders brisant ist die zweite Kernaussage: Der Konsum unter Jugendlichen ist den vorläufigen Erhebungen zufolge nicht in die Höhe geschnellt; der sinkende Trend setzt sich fort. (idw) Befürworter sehen darin eine Bestätigung des Ansatzes „Legalisierung mit starkem Jugendschutz“. Eine Bundespressekonferenz zur Vorstellung des Berichts liefert die Tonlage für die Debatte. (BPK‑Video zur EKOCAN‑Vorstellung)

Karikatur, die den politischen Streit um die Interpretation der EKOCAN-Daten als Rorschachtest darstellt.
Die gleichen Daten, völlig unterschiedliche Schlussfolgerungen: Der EKOCAN‑Bericht wird zum politischen Rorschachtest.

Streeck mahnt, Union bleibt skeptisch

Der neue Drogenbeauftragte Hendrik Streeck trat auf die Euphoriebremse. Er warnt generell vor vorschnellen Schlüssen und fordert eine engmaschige Beobachtung sowie klare Priorität für den Jugendschutz. (Bundesdrogenbeauftragter – Presse) Parallel diskutiert die Politik mögliche Nachsteuerungen am Gesetz. (LTO)

Was ist die EKOCAN‑Evaluation?

Die „Evaluation der Auswirkungen des Konsumcannabisgesetzes“ (EKOCAN) begleitet das KCanG wissenschaftlich bis 2028. Mehrere Institute (u. a. UKE, HHU, Uni Tübingen) untersuchen Effekte auf Konsum, Schwarzmarkt, Gesundheitsschutz und Kriminalität. (BMG – EKOCAN)

Ausblick: Die Schlacht um die Deutungshoheit

Tag 1 der EKOCAN‑Ära zeigt: Die Daten sind das eine, ihre politische Interpretation das andere. Der Zwischenbericht liefert beiden Lagern Munition – von der massiven Entkriminalisierung bis zu offenen Fragen beim Schwarzmarktanteil und den Anbauvereinigungen. Die Debatte über die Zukunft des Cannabisrechts in Deutschland geht mit einer neuen, harten Datenbasis in die nächste Runde. (idw)

Diskussion zum Artikel

Dennis von BesserGrowen

Meinung von BesserGrowen

Dies ist ein Kommentar, nicht Teil der Nachricht

Die ersten EKOCAN‑Zahlen sind eine kalte Dusche für alle Schwarzmaler. Die Justiz wird entlastet und der prognostizierte Anstieg beim Jugendkonsum bleibt aus – genau das, was Befürworter vorausgesagt haben.

Unser Fazit: Statt Probleme zu suchen, um Verschärfungen zu rechtfertigen, sollte die Politik die positiven Daten nutzen: Prävention ausbauen, Schwarzmarkt konsequent eindämmen, Anbauvereinigungen entbürokratisieren.