Deutschland growt mehr: Warum immer mehr Konsument*innen auf Eigenanbau setzen
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Nach der Teillegalisierung von Cannabis erlaubt das Gesetz bis zu drei Pflanzen im privaten Eigenanbau. Parallel mehren sich Berichte, dass immer mehr Konsument*innen genau diesen Weg wählen. Die Gründe: politischer Druck, steigende Preise im legalen Markt und der Wunsch nach Qualität und Transparenz. Was steckt hinter diesem Trend – und wohin führt er?
Das Wichtigste in Kürze
- Rechtslage: Seit 2024 dürfen Erwachsene zu Hause bis zu drei Pflanzen anbauen – erstmals ein legaler Rahmen für Homegrow. (BMG)
- Marktverschiebung: Medien berichten von einem deutlichen Anstieg des Eigenanbaus als Reaktion auf Preise, Verfügbarkeit und Qualitätsfragen. (WirtschaftsWoche)
- Politikdruck: Die Bundesregierung plant strengere Regeln für medizinisches Cannabis – das könnte Patient*innen und Konsument*innen verstärkt zum Eigenanbau drängen. (ZEIT)
- Evaluation: Der erste EKOCAN-Zwischenbericht sieht stabile Jugendzahlen und betont, dass legale Kanäle ausgebaut werden müssen, um den Schwarzmarkt zu verdrängen. (idw)
Eigenanbau wird zum legalen Massenphänomen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In Deutschland setzen immer mehr Menschen auf den privaten Eigenanbau von Cannabis. Was bis 2024 illegal und risikobehaftet war, ist heute – in engen Grenzen – rechtlich möglich. Das Gesetz erlaubt Erwachsenen bis zu drei blühende Pflanzen gleichzeitig. Diese Regelung öffnet erstmals einen legalen Zugang zu selbst produziertem Cannabis, ohne auf Schwarzmarkt oder teure kommerzielle Angebote angewiesen zu sein.
Die WirtschaftsWoche berichtet von einem eindeutigen Trend: „Die Konsumenten setzen jetzt mehr auf Eigenanbau." (WiWo) Diese Entwicklung ist kein Zufall – sie ist die logische Konsequenz aus einem Mix an Faktoren, die wir im Folgenden beleuchten.

Drei Treiber des Homegrow-Trends
1. Politischer Druck und unsicherer Zugang
Während der private Eigenanbau nun legal ist, verschärft die aktuelle Bundesregierung die Regeln für medizinisches Cannabis. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) treibt einen Gesetzentwurf voran, der unter anderem ein Versandverbot und die Pflicht zu einem persönlichen Erstkontakt mit einem Arzt vorsieht. (ZEIT, Apotheke Adhoc)
Diese Maßnahmen könnten für Patient*innen und Konsument*innen den Zugang erheblich erschweren. Die Folge: Viele suchen nach Alternativen – und finden sie im legalen Eigenanbau. Kritiker warnen vor Versorgungslücken, die Menschen zurück in den Schwarzmarkt oder eben zum Selbstanbau drängen. (Pharmazeutische Zeitung)
2. Qualität, Transparenz und Sortenvielfalt
Ein weiterer zentraler Faktor ist die Kontrolle über das Produkt. Wer selbst anbaut, weiß genau, welche Sorte, welche Nährstoffe und welche Methoden zum Einsatz kommen. Das ermöglicht eine gezielte Auswahl nach individuellen Bedürfnissen – etwa spezifische Terpen-Profile oder CBD-Gehalte. Im Vergleich zur intransparenten Schwarzmarktware oder den oft begrenzten Optionen im legalen Handel ist das ein klarer Vorteil.
Auch der EKOCAN-Zwischenbericht unterstreicht, dass regulierte legale Kanäle ausgebaut werden müssen, um eine echte Marktverschiebung weg vom Schwarzmarkt zu erreichen. (DocCheck) Eigenanbau kann hier eine zentrale Rolle spielen.
3. Wirtschaftliche Überlegungen
Nicht zuletzt spielen auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Die Preise im legalen Markt – sei es in Apotheken oder über Cannabis-Clubs – sind für viele Konsument*innen zu hoch. Gleichzeitig sind Verfügbarkeit und Lieferketten unsicher. Für Vielnutzer*innen wird der Eigenanbau damit zur ökonomisch sinnvollen Alternative. Die Anfangsinvestition in Equipment amortisiert sich schnell, wenn regelmäßiger Bedarf besteht.
Rechtlicher Rahmen: Was ist erlaubt?
Der private Eigenanbau ist auf maximal drei blühende Pflanzen pro erwachsener Person beschränkt. Wichtig: Sicherungspflichten (Schutz vor Zugriff durch Minderjährige) und Geruchsschutz-Regelungen müssen eingehalten werden. Eine Weitergabe an Dritte ist verboten. (KCanG, Polizei Hamburg)
Was bedeutet der Trend für den Markt?
Die Verschiebung hin zum Eigenanbau hat weitreichende Konsequenzen. Einerseits könnte sie dem Schwarzmarkt langfristig das Wasser abgraben – wenn Menschen legal und sicher zu Hause anbauen, sinkt die Nachfrage nach illegalen Produkten. Andererseits stellt sie die Geschäftsmodelle von Cannabis-Clubs und kommerziellen Anbietern infrage: Warum teuer kaufen, wenn man selbst growen kann?
Gleichzeitig wird die Politik genau beobachten müssen, ob der Eigenanbau tatsächlich den Jugendschutz wahrt und nicht zu unkontrollierter Weitergabe führt. Die EKOCAN-Evaluation wird hier bis 2028 weitere Daten liefern. (idw)
Chancen & Risiken
- Chance: Eigenanbau kann den Schwarzmarkt schwächen und Konsument*innen Qualität und Sicherheit bieten.
- Risiko: Zu strenge politische Eingriffe könnten den Trend stoppen und Menschen zurück in die Illegalität drängen.
- Chance: Mehr Eigenanbau bedeutet mehr Selbstbestimmung und weniger Abhängigkeit von kommerziellen Strukturen.
- Risiko: Ohne klare Guidelines und Kontrollen könnten Sicherungspflichten und Jugendschutz leiden.
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Ausblick: Wohin entwickelt sich Deutschland?
Der Trend zum Eigenanbau ist da – und er wird bleiben. Die Kombination aus rechtlicher Erlaubnis, politischem Druck auf alternative Zugangswege und dem Wunsch nach Qualität und Preisstabilität macht Homegrow für viele zur logische Wahl. Die entscheidende Frage ist: Wie geht die Politik damit um?
Wird sie den Eigenanbau als Chance begreifen, den Schwarzmarkt zu verdrängen und Konsument*innen eine sichere Alternative zu bieten? Oder werden neue Einschränkungen und bürokratische Hürden den Trend wieder abwürgen? Die kommenden Monate und die weiteren EKOCAN-Berichte werden zeigen, wohin die Reise geht. Eines ist sicher: Deutschland growt mehr – und das ist erst der Anfang.
Diskussion zum Artikel
Meinung von BesserGrowen
Dies ist ein Kommentar, nicht Teil der NachrichtDer Eigenanbau-Trend ist eine direkte Antwort auf jahrzehntelange Verbotspolitik – und auf die Halbherzigkeit der aktuellen Legalisierung. Wenn die Politik den Zugang zu legalem Cannabis künstlich verkompliziert, reguliert, verteuert und einschränkt, dann überrascht es nicht, dass Menschen sich selbst helfen.
Eigenanbau ist demokratisch, transparent und gibt Konsument*innen die Kontrolle zurück. Statt auf teure Clubs oder Apotheken angewiesen zu sein, können sie ihre eigene Versorgung sicherstellen – im Rahmen des Gesetzes, ohne Schwarzmarkt. Das ist eigentlich ein Erfolg.
Aber: Die Politik muss jetzt aufpassen. Wenn sie aus Angst vor Kontrollverlust den Eigenanbau durch neue Schikanen erschwert, riskiert sie, Menschen wieder in die Illegalität zu drängen. Stattdessen sollte sie den Trend als das anerkennen, was er ist: Ein Zeichen dafür, dass Selbstbestimmung funktioniert – wenn man sie lässt.
Unser Fazit: Eigenanbau ist kein Problem, sondern eine Lösung. Die Politik sollte ihn fördern, nicht bekämpfen. Klare Guidelines, Aufklärung und Unterstützung – statt neuer Verbote. Deutschland growt mehr – und das ist BESSER so. 😉